Was steckt eigentlich in einem T-Shirt? Mit dieser Frage eröffnete Verena Schmitt vom Umweltinstitut München ihren Vortrag im Nachasyl der Germeringer Stadthalle. Eingeladen hatten die GRÜNEN zu der Veranstaltung mit dem Titel „Schmutzige Wäsche – die wahren Kosten unserer Kleidung“.
Anhand eines konventionell erzeugten Baumwoll-T-Shirts zeigte Verena Schmitt in ihrem Vortrag die teils katastrophalen Auswirkungen der internationalen Textilproduktion auf. Ein T-Shirt besteht aus etwa 300 Gramm Baumwolle – 300 Gramm, in denen sich Umweltzerstörung und Ausbeutung von Menschen verbergen. Für Anbau und Verarbeitung von 300 Gramm Baumwolle werden etwa 4.000 Liter Wasser, 150 Gramm Pestizide und 700 Gramm Chemikalien und Farbstoffe benötigt. Die Schadstoffe werden teils ungefiltert entsorgt und vergiften Gewässer und Brunnen. Hinzu kommt, dass etwa 90 Prozent der Baumwollpflanzen gentechnisch manipuliert sind, die nach bisherigen Erfahrungen – entgegen den Versprechungen der Saatgut-Anbieter – langfristig zu einem Anstieg des Pestizid-Einsatzes führen.
Fair ist das nicht
Katastrophal ist nicht nur die Öko-Bilanz, sondern auch die Sozial-Bilanz: In unserer Kleidung steckt jede Menge Kinderarbeit und Ausbeutung. Näherinnen in Bangladesch erhalten Monatslöhne zwischen 30 und 60 Euro. Zur Sicherung ihres Existenzminimums müsste der Lohn drei- bis viermal so hoch sein. Das würde den Verkaufspreis des T-Shirts nur um wenige Cents erhöhen, da der Anteil der Lohnkosten gerade mal 1 Prozent ausmacht. Von den 10 Euro, für die das T-Shirt verkauft wird, entfallen Dreiviertel auf Einzelhandel und Werbung. Gesundheitsschutz, zum Beispiel Atemschutzmasken beim Ausbringen der Pestizide auf den Feldern oder beim Nähen in den staubbelasteten Fabriken, ist nahezu unbekannt.
Geht es auch anders?
Öko-faire Kleidung ist derzeit noch ein Nischenmarkt, aber es gibt sie. Sie zu finden, ist allerdings aus mehreren Gründen schwierig. Das beginnt mit dem Problem, dass – anders als bei Lebensmitteln – die Bezeichnung „bio“ bei Kleidung nicht geschützt ist. Die Pflichtangaben auf dem Etikett verraten nur wenig, ob und wieviel „bio“ in dem Kleidungsstück steckt. Beispielsweise müssen die zahlreichen Chemikalien, die im Produktionsprozess eingesetzt werden, nicht aufgelistet werden.
Auch die Vielzahl an Textilsiegeln – es gibt mehr als 100 mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten – sind nur bedingt eine Einkaufshilfe, da nicht alle Siegel vertrauenswürdig sind. Verena Schmitt empfahl, auf das GOTS-Siegel (GOTS = Global Organic Textile Standard) zu achten. Es hat die höchsten ökologischen und sozialen Standards.
Große Bedeutung für die Öko-Bilanz hat auch die Wahl des Materials. Nach Schmitts Worten ist Naturfasern zwar grundsätzlich der Vorzug zu geben vor Kunstfasern. Aber das Beispiel der Baumwolle zeigt, dass Naturfasern nicht automatisch als umweltfreundlich einzustufen sind. Der Anteil der Bio-Baumwolle an der global angebauten Baumwolle ist verschwindend gering: knapp 1 Prozent. Verena Schmitts Fazit: „Die Kleidung, die am längsten getragen wird, hat am Ende die beste Öko-Bilanz.“
Ein informativer Abend
Das Publikum bedankte sich mit viel Beifall für den exzellenten Vortrag und sorgte mit interessanten Fragen und Redebeiträgen für eine angeregte Gesprächsrunde.