Sepp Dürr war schon in den 1980er Jahren in Germering sehr bekannt, weil er als einer der ersten Biobauern sein Gemüse auf dem Wochenmarkt verkaufte.
Daher wurde er 1990 mit großer Mehrheit für die Grünen in den Gemeinderat gewählt, dem er zahlreiche Impulse gab, wie z. B. den „Germeringer Wasserpfennig“, durch den Landwirte für Grundwasserschonendes Handeln im Bereich der Trinkwassergewinnung belohnt wurden. 1998 bewarb er sich für das Amt des ersten Bürgermeisters.
Im Herbst 1998 kandidierte Sepp für den Stimmkreis Landsberg, Fürstenfeldbruck-West des Bayerischen Landtags, wo er zeitweise auch das Amt des Fraktionsvorsitzenden der grünen Fraktion bekleidete. Bei der Wahl zum Landtag 2013 verzichtete er zunächst aus Gesundheitsgründen auf „seinen“ Stimmkreis. Nachdem er sich dann doch schneller als erwartet erholte, gelange es ihm als erstem Grünen, ohne eigenen Stimmkreis (also ohne Erststimmen) wieder in den Landtag gewählt zu werden. 2018 schied er nach 20 aktiven Jahren endgültig aus dem Landtag aus.
2020 wurde er überraschend (von Listenplatz 40) wieder in den Germeringer Stadtrat gewählt, wo er seine Erfahrung und sein Wissen einbrachte.
Sepp starb nach einem erneuten Ausbruch der Krankheit im Alter von nur 69 Jahren.
Siehe auch
Stimmen aus dem Ortsverband:
„Mit der Nachricht über den Tod von Sepp Dürr, die mich heute Morgen erreicht hat, war für mich klar: Heute habe ich jemanden verloren, der sehr wichtig war für mich. Ich verdanke Sepp so viel, immer wieder ermunterte er mich sowohl im Kreisverband als auch im Stadtrat selbstbewusst aufzutreten. Sepp war ein Mensch mit Ecken und Kanten, sein Herz brannte für seine Themen und Ziele, die er mit vollem Einsatz und unerschöpflich scheinender Energie verfolgte. Dabei ging er immer strategisch klug vor und achtete stets darauf, wer sein Gegenüber ist. Sepp war ein sehr politischer Mensch, ein Macher, keiner der nur redete. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen würde, wenn ich aufzählen müsste, was ich alles von ihm gelernt habe. Dinge zu wagen, einfach anzufangen und dann Schritt für Schritt klug weiterzugehen ist sicher eines davon. Ich erinnere mich an so viele Momente, in denen er mir gut zuredete, mir Mut machen wollte und das mit Erfolg. Oft hat mich die Gewissheit, dass er hinter mir steht, sehr beruhigt.
In diesen Stunden denke ich besonders auch an Sepps Familie, von der er immer mit viel Liebe erzählt hat.
Während unseres letzten Gesprächs motivierte er mich zur Kandidatur für den Oberbayrischen Bezirkstag und war sich sogar sicher, dass dies nur ein weiterer Schritt von vielen sein wird, die noch kommen.
Für Dich, lieber Sepp, kam der letzte Schritt in dieser Welt. Für mich ist klar, dass Du für viele – auch über den Tod hinaus – Begleiter bist und bleibst.“
Christian Huber,
Stellv. Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat Germering
„Als ich 2013 bei den Germeringer GRÜNEN aufgeschlagen bin, war Sepp Dürr bereits seit über 20 Jahren dabei und einfach immer irgendwie da. In einem unserer ersten direkten Gespräche hat er mich scharf für eine Aussage in einer Rede oder einem Interview kritisiert, genau kann ich mich nicht erinnern. Ich war als politisches Küken jedenfalls – milde ausgedrückt – etwas überfordert von seiner direkten Art. Erst mit der Zeit habe ich gelernt, dass hinter Sepps bisweilen schonungslosen Ansagen zwar immer eine klare Meinung steckte, aber nie persönliche Ablehnung, sondern die ehrliche Überzeugung, es immer noch ein bisschen besser machen zu können. Von ihm habe ich gelernt, dass man – auch innerparteilich – nicht in allen Dingen einer Meinung sein muss, um für gemeinsame Ziele zu kämpfen. Sepp brachte in unseren Ortsverband und unsere Stadtratsfraktion unglaublich großes Engagement und Wissen, strategisches Denken und ein bisschen subversive Energie. Ab und an musste man sich fragen, ob er eigentlich auch mal schläft, denn von penibel durchgearbeiteten Sitzungsunterlagen über individuelle Karriereberatung bis hin zu einem Mietvertrag für mein Auslandssemester, den er mir über Nacht vom Italienischen ins Deutsche übersetzte – Sepp war immer da, immer hilfsbereit, immer ehrlich. Und immer kämpferisch. Dass er den Kampf gegen den Krebs jetzt verloren hat, reißt ein Loch in unsere Fraktion, unseren Ortsverband, in das Germeringer Leben und vermutlich die ganze Grüne Partei. Wir wünschen seiner Familie und seinen Freund*innen viel Kraft.“
Sophie Schuhmacher
Sprecherin des Ortsverbands und dritte Bürgermeisterin
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